Heute ist es ja gar nicht mehr vorstellbar, dass nicht jede Familie mindestens 1 Auto hat oder wenigstens E-Bikes. 1930 sah das noch anders aus. Emil Karle gehörte das erste Auto in St. Ulrich, welches mehrere Funktionen erfüllen musste, wie Alfons Karle mit seinen 97 Jahren stolz erzählt.
Alfons Karle lebt durch die familiäre Unterstützung noch selbständig in seiner Wohnung. So kam während des Interviews Ulrich – einer seiner Söhne – mit Frau und Kindern herein. Die Enkel wären nicht zu Bett gegangen ohne dem Opa noch Gute Nacht zu sagen. Das sind die Vorteile und Schönheiten des Dorflebens! Doch wie bringt man in den 30-er Jahren ohne Auto das Vieh zum Mezger, das Getreide in die Mühle oder sich selbst in die Stadt zu notwendigen Amtsbesuchen? Genau hier setzt der Karle-Bus ein.
Emil Karle, der Vater von Alfons Karle, machte seine Fahrschule bei Krottentaler in Staufen und kaufte dann den im Foto ersichtlichen multifunktionalen Bus, in dem die Fahrbänke bis 1952 ein- und ausgebaut werden konnten, je nachdem was transportiert werden wollte.
Bis zu diesem Zeitpunkt wurden tatsächlich alle notwendigen Transporte mit diesem Bus gemacht: Holz, Getreide, Tiere, 2 x Woche Personenverkehr. Wichtig war, dass dem Hexental-Postauto keine Konkurrenz gemacht wurde, denn das hätte Ärger gegeben.
Es gab sogar Fahrten nach Einsiedeln in die Schweiz, welche vorher vom Finanzamt genehmigt werden mussten. Das waren die ersten Ausflugsfahrten von St. Ulrich aus!
Erst nach dem Krieg gab es weitere Autos in St. Ulrich und das Holzfahren wurde eingestellt.
1960 war für Alfons Karle dann ein ereignisreiches Jahr, da er das Unternehmen übernahm und heiratete. Ab 1966 wurden dann Schüler zum Staufener Gymnasium gefahren – anfangs nur bis Ehrenstetten, dann durchgängig bis Staufen. Bis 1995 ist Alfons Karle selbst Bus gefahren, danach übernahm sein Sohn Johannes das Unternehmen.
Heute gibt es zwar den großen Bus nicht mehr, aber 2 Kleinbusse, welche 13 Mal am Tag die Menschen aus St. Ulrich mit Bollschweil verbinden.